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Nicht zu empfehlen:

Rudolf Majonica: Mago und der große graue Elefant

 

Mago ist stereotyp mit roten Lippen dargestellt.

 

Ich habe den Eindruck, dass die Autorin versucht, die Perspektive von Mago einzunehmen und in der Sprache zu schreiben, die sie ihm zuschreibt. Diese ist recht einfach und es bleibt vieles ungesagt.

 

Ein Fokus der Geschichte ist darauf, dass Mago allein ist, ganz viel auf einmal denkt und ihm dann der Hals weh tut und eng wird. Ich denke hier die Reaktionen eines traumatisierten Kindes beschrieben wie sich eine Erwachsene die Sicht eines Kindes diesbezüglich vorstellt. Dies taucht mehrfach als Motiv in Geschichte auf. Zumindest den erwachsenen Leser*innen wird nahe gelegt, dass der Ursprung dieser psychosomatischen Halsschmerzen eine Situation auf Magos Flucht ist, in der ihm vor Durst der Hals weh tut.

Mago ist einsam, hilflos, schwach, traumatisiert, rassistisch ausgegrenzt, beleidigt und bedroht und wird somit als passives Opfer dargestellt.

Ein unbekannter Geburtsort ist die Heimat von Mago, dort herrscht Krieg und Durst und Menschen verschwinden und über Mago wird entschieden.

Die Adoption eines Schwarzen Kindes (aus Afrika) durch weiße Eltern (nach Europa) wird als Rettung aus Not dargestellt.

Mago hat zuerst einen Phantasie-Elefanten, dann einen Stoffelefanten als unterstützenden Freund. Ich halte es für keinen Zufall, dass die Autorin ausgerechnet einem Schwarzen Kind einen Elefanten an stärkenden Begleiter zuschreibt, sondern für eine stereotype Verknüpfung.

 

Magos Eltern sind überfordert und hilflos angesichts von Rassismus und kränkenden Bemerkungen darüber, dass er adoptiert ist. Sie brauchen selbst Unterstützung von außen. Über rassistische Erfahrungen, Gefühle und Träume wird nicht mit einander gesprochen. Mago bleibt alleine mit dem was ihn beschäftigt. Die Mitteilung, dass er geliebt wird und großer Stoffelefant als Freund reicht, um Rassismus zu überwinden. Das halte ich angesichts der rassistischen Realität für völlig unangemessen und unrealistisch.

Genderstereotyp ist, dass seine Mutter Hausfrau ist und sein Vater Bauarbeiter. Seine Mutter schweigt zu allen rassistischen Erfahrungen und auch zu einer kränkenden Bemerkung einer Nachbarin. Der Vater ist derjenige, der mit anderen über die Situation mit der Nachbarin spricht, der angestoßen durch einen Kollegen „das Problem löst“ und auch vorher versucht, optimistisch zu sein. Magos eigentlicher Retter aus seiner Verunsicherung, ob seine Eltern ihn lieben, ist ein bärenstarker weißer Kollege seines Vaters mit sanfter Stimme, der seinen Vater den Anstoß gibt, der Bemerkung der Nachbarin offensiv etwas entgegen zu setzen. Das ist das (in diesem Fall mit Sexismus verschränkte) rassistische Motiv des*r weißen Retters*in, das so oft in Medien gezeigt wird.

 

Detaillierte Darstellung der im Buch beschriebenen Situationen:

Mago hat eine Phantasie-Vorstellung, in die er sich flüchtet, wenn es ihm schlecht geht. In seiner Phantasie hat er für sich einen Freund geschaffen. Dieser Freund ist ausgerechnet ein Elefant. Mit diesem Elefant reitet er durch einen Wald mit hohen Bäumen und bunten Blumen. Ich halte es für keinen Zufall, dass die Autorin ausgerechnet einem Schwarzen Kind einen Elefanten an stärkenden Begleiter zuschreibt, sondern für eine stereotype Verknüpfung.

Mago hat den Schutz dieser Phantasie-Vorstellung, sie tut ihm gut. Seine Mutter hat nichts, sie versinkt in Traurigkeit, was auch Mago bemerkt.

 

Mago wird von anderen Kinder rassistisch ausgegrenzt, beschimpft und bedroht (Schokoladenkrümel, brauner Zwerg, sonst haue ich Dir die Knopfaugen ein). Er rennt weg und weint. Er bleibt alleine mit dieser Situation, spricht mit niemandem darüber, auch nicht mit seinen Eltern. Seine Mutter lässt zwar auf ihrem Schoß sitzen, trocknet ihm die Augen, kuschelt mit ihm und er fühlt sich beschützt, doch gesprochen wird über seine Erfahrung nicht. Seine Mutter fragt nicht, warum er weint. So bleibt Mago mit den rassistischen Äußerungen der weißen Kinder alleine. Anschließend geht er mit seiner Mutter einkaufen. Das hat seine Mutter als Ablenkung vorgeschlagen und gesagt, dass er ja nun Zeit für sie habe. Das kehrt die Rollen Kind – Mutter um, ausgerechnet in einer Situation, in der Mago Unterstützung braucht.

 

Mago hat keine Lust zum Einkaufen, doch er geht mit. Dort beim Einkaufen führt die Mutter die Ablenkungsstrategie fort, in dem sie ihm einen großen Lutscher kaufen will.

Beim Einkaufen sagt eine Nachbarin: „wenn man bedenkt, dass der Kleine nicht ihr eigenes Kind ist, verwöhnen sie den Bengel ganz schön!“ Die Mutter weiß nicht, was sie sagen soll und schlägt wiederum etwas zur Ablenkung vor: „Komm, wir gehen was trinken.“ Im Café sitzen Mago und seine Mutter in trauriger Stimmung, selbst die Tulpen in einer Vase lassen den Kopf auf der Illustration hängen. Magos Mutter ist traurig. Mago fragt sich, ob das so ist, weil er nicht ihr eigenes Kind ist. Mago möchte gerne ihre Hand streicheln, lässt es aber. Er überlegt, wie er ihr eine Freude machen kann. Über die Situation wird nicht gesprochen, Mago bleibt mit seinen Gefühlen und Gedanken alleine.

 

Abends kommt der Vater mit schlechter Laune heim, weil er sich bei der Arbeit geärgert hat. Er motzt Mago grundlos an. Da schreit Mago, dass er nicht ihr eigenes Kind sei, läuft in sein Zimmer und weint. Er bleibt dort alleine. Seine Eltern sitzen zusammen ratlos und traurig in der Küche. Der Vater versucht, optimistisch zu sein („Das wird schon wieder“), die Mutter schweigt.

 

In dieser Nacht träumt Mago davon, was er erlebt hat, bevor er zu seinen Eltern kam. Seine Heimat ist dort, wo er vor der Adoption gelebt hat, nicht in Deutschland bei seinen Eltern. Wo seine „Heimat“ ist, wird nicht benannt, die Illustration legt die Assoziation „Afrika“ nahe. Es wird eine Gruppe von spärlich bekleideten Schwarzen Menschen gezeigt, mit denen Mago sehr lange gehen muss, bis er zu einem Zeltlager kommt, unterwegs müssen sie sich vor Soldaten verstecken. Mago geht an der Hand einer alten Frau. Mago hat Halsschmerzen vor Durst. Die Köpfe der Erwachsenen sind nicht zu sehen. Das soll vermutlich die Perspektive von Mago wiedergeben, doch ich finde, dass dies die Schwarzen Erwachsenen entindividualisiert und zu einer anonymen Masse macht. Dass wird durch ihre Namenlosigkeit verstärkt. Die alte Frau, die keinen Namen hat oder eine Verwandtschaftsbezeichnung, ist im Zeltlager verschwunden. Vom Zeltlager fahren sie in einem Lastwagen weg. Ein Mann entscheidet, dass Mago mitgenommen wird. Dann ist plötzlich alles warm um Mago, auf ihn wird von einem Mann mit dem Finger gezeigt und gesagt, dass er das da ist. Vermutlich soll das die Situation sein, in der er zu seinen Eltern kommt, doch das wird nicht benannt.

Mago spricht mit niemandem über seinen Traum. Er bleibt mit seinen Erfahrungen und Erinnerungen alleine.

 

Der Vater spricht mit Kollegen über die Äußerung der Nachbarin. Ein Kollege erinnerte ihn daran, wie lieb er und seine Frau ihren Sohn von Beginn an hatten und wie lange sie auf ihn gewartet haben. Das bringt den Vater auf eine Idee. Er fährt heim und spielt mit Mago, was Magos Reaktion nach zu urteilen, ungewöhnlich ist. Er spricht mit Mago darüber wie es war, als „sie ihn ausgesucht haben“ und wie lieb sie ihn haben. Nun ist Mago sich sicher, dass ihn seine Eltern wirklich lieb haben.

Ich halte es zwar nicht für unrealistisch, dass Menschen bisweilen Unterstützung von außen brauchen, um sich an elementare Erfahrungen und Gefühle zu erinnern, doch im Kontext der einen Situation, die in dem Buch geschildert wird, erscheint es mir unverhältnismäßig, dass Magos Eltern den Bezug zu ihren Gefühlen zu Mago verloren haben. Außerdem wirkt das auf mich nicht als stärkend für (Schwarze / adoptierte) Kinder, eine solche Geschichte vorgelesen zu bekommen, in der die Eltern überfordert und hilflos sind und das Kind allein gelassen ist.

 

Mago bekommt zum Geburtstag einen riesengroßen Stoffelefanten, den er sich sehr gewünscht hat. Mago vergleicht seine Wahl des Elefanten mit seiner Adoption und wiederholt die Wort, die sein Vater ihm diesbezüglich gesagt hat. Mago ist glücklich, weil er einen Elefanten hat, der so ist wie sein Phantasiefreund. Der Stoffelefant kann lächeln, Mago mit dem Rüssel in den Arm nehmen, ist sozusagen lebendig.

Als Mago mit seinen Eltern einen Ausflug machen möchte, nimmt er seinen Elefanten mit. Dieses Stofftier verändert das Verhältnis von Mago und den Nachbarkindern. Der Junge, der Mago beschimpft und bedroht hat, wirkt auf Mago nicht mehr so groß und eines der Kinder, die die Beschimpfungen schweigend toleriert bzw. unterstützt haben, spricht Mago an. Sie wollen den Elefanten streicheln (als wäre er lebendig) und fragen Mago, ob er den Elefanten zum Spielen mitbringen will. Ohne den Elefanten hatten sie nicht mit ihm spielen wollen und haben ihn beschimpft. Das rassistische Verhalten bleibt unangesprochen und unentschuldigt. Die weißen Kinder sind auf Magos Elefanten und indirekt auf ihn zugegangen und Mago hat dieses Kontaktangebot dankbar angenommen. Damit bleibt er in seiner passiven Rolle.

 

 

 

Nicht zu empfehlen:

Hans-Georg Noack: Hautfarbe Nebensache

 

BRD 1960: Der 14jährige Jonny Kraus hat eine weiße deutsche Mutter und einen Schwarzen US-amerikanischen Vater. Seinen Vater kennt er nicht, von seiner Mütter weiß er den Namen und besitzt ein Foto. Er ist in einem Heim in München mit anderen afro-deutschen Kindern aufgewachsen. Jetzt kommt er in eine Kleinstadt, in der er eine Ausbildung als Feinmechaniker anfängt und im Lehrlingsheim wohnt. Seine Ankunft ist Stadtgespräch, er ist der einzige Schwarze im Betrieb und im Landkreis. Die anderen Lehrlinge sind alle schon einen Tag vorher gekommen und wurden angewiesen, zu ignorieren, dass er Schwarz ist. Dies fällt Jonny sofort auf und er geht offensiv damit um. Neu im Betrieb wird sein Äußeres mit: „Wie Vollmilchschokolade, direkt zum Anbeißen“ von einer Azubi kommentiert, auch darauf reagiert Jonny souverän. Doch als der Ausbilder meint, er sähe merkwürdig aus und sei in den Kakao gefallen, lächeln und grinsen die anderen Azubis und Jonny wird es mulmig, er weiß, dass auf Dauer solche Kommentare sich verbreiten und zur Qual werden  Der Fabrikbesitzer erfährt von dem Kommentar des Ausbilders und weist diesen zurecht, weil er sich von Jonny Profit verspricht. Später wird deutlicher, dass der Ausbilder Jonny für „artfremd“ hält und denkt, dass er nicht „hierher gehört“, er beäugt die Arbeit Jonnys kritisch und findet zu seinem Bedauern keine Makel.

Als Jonny eines Morgens im Gemeinschaftsbad singt, spricht ihn ein anderer Azubi namens Erhard an, ob er in der Band singen will, so wie er singen kann und aussieht. Der erste Auftritt der Band wird ein voller Erfolg, bald ist die Band dank Jonny erfolgreich und Jonny überall bekannt und (scheinbar) beliebt. Viele Mädchen schwärmen für ihn, ihm gefällt das nicht. Eine 25jährige Frau bedrängt ihn sexuell und er weist sie ab. In einer Illustrierten erscheint ein Bericht über Jonny, der reißenden Absatz findet und „Alle lieben Jonny“ heißt. Dieser Artikel bringt den Werbeeffekt für die Firma, auf den der Besitzer gehofft hatte. Deshalb hatte er Jonny eingestellt. Jonny gehört zum ersten Jahrgang afrodeutscher Lehrlinge nach dem 2.Weltkrieg und ihm ist gelungen, mit seiner Einstellungspolitik Werbung für sein aufstrebendes Unternehmen zu machen.

In den Betriebsferien veranlasst der Fabrikbesitzer, dass Jonny zu seiner Mutter kann. Dort erfährt er, dass seine Mutter geheiratet hat und er einen weißen Bruder hat. Mit seinem Bruder versteht er sich gut. Seine Mutter verhält sich distanziert und ist ambivalent in ihren Gefühlen. Der Mann seiner Mutter verlangt, dass sein Bruder und auch sonst  niemand wissen soll, dass er der Sohn ist, er soll ein Besuch sein und seine Mutter mit Vornamen ansprechen, weil es sonst Klatsch und Ausgrenzung geben würde. Als der Mann seiner Mutter immer wieder dafür sorgt, dass sie nicht mit Jonny von Bekannten auf der Straße gesehen werden, reist Jonny heimlich ab und zerreißt das Foto seiner Mutter. Er schickt seinem Bruder anonym einen Fußball, von dem er weiß, dass der Bruder ihn sich wünscht.

Im Lehrlingsheim ist auch Sammy nicht in den Ferien weggefahren. Jonny erfährt, das Sammy eigentlich Samuel Silberberg heißt und seine Eltern im NS umgebracht wurden. Sammy erklärt Jonny die nationalsozialistische Ermordungslogik. Sammy liest sehr viel und hält sich meist abseits, er erkennt die Parallelen zwischen Rassismus und Antisemitismus, er bemerkt auch, wie der Rassismus der anderen auf Jonny wirkt, und klärt diese Parallelen Jonny. Sammy ahnt oft, was auf Jonny noch Negatives zukommt.

Erhard aus der Band ist in die 16jährige Brigitte verliebt und behauptet, sie sei seine Freundin, was nicht stimmt. Während der Ferien wird Jonny von Brigittes Vater zum Essen eingeladen und so lernt er Brigitte kennen. Brigitte und Jonny verlieben sich und verbringen viel Zeit mit einander.

Als Erhard erfährt, dass Brigitte Jonnys Freundin ist, kündigt er Jonny an, dass er dies bereuen wird. Beim nächsten Auftritt kommt Jonny etwas zu spät und ein anderer Junge steht auf der Bühne, ist wie er gekleidet, hat sein Gesicht schwarz angemalt und singt ein rassistisches Spottlied auf Jonny.

Die Hetze geht weiter, und es wird mit Androhung von Gewalt von Erhard und seinen Freunden gefordert, nicht mehr mit Jonny zu sprechen, bis alle Lehrlinge außer Peter und Sammy Jonny den Rücken kehren. Peter wird gewaltvoll unter Druck gesetzt, bis auch er sich abwendet. Alle Lehrlinge ziehen aus dem Zimmer, in dem Jonny schläft, aus. Es wird versucht, einen Keil zwischen Brigitte und Jonny zu treiben, was aber wegen Brigittes Klarheit nicht gelingt. Als Brigitte und Jonny zusammen in ein Café gehen, verlassen Erhard und seine Freunde das Lokal, weil sie nicht mit einem Schwarzen in einem Lokal sein wollen. Das erklären sie lautstark der Wirtin. In der Folge wird später die Wirtin Jonny bitten, nicht wieder in ihr Café zu kommen. Im Betrieb und im Lehrlingsheim wird die Situation immer schlechter. Der Ausbilder stößt ins gleiche Horn wie Erhard, ein Vater erwartet, dass Jonny entlassen wird. Da Jonny seine Werbewirkung schon entfaltet hatte, würde der Besitzer ihn entlassen, wenn er einen Grund fände.

Der Druck macht Jonny mürbe, doch er überlegt auch, was er dagegen tun kann, aber er merkt, dass er allein nichts ausrichten kann. Brigittes Vater wird nun auch auf die Beziehung seiner Tochter zu Jonny vom Ausbilder und einem anderen Mann angesprochen, die der Meinung sind, dass er die Beziehung unterbinden soll. Er fordert Jonny auf, die Beziehung zu Brigitte zu beenden, weil er glaubt, dass das besser für seine Tochter sei. Er fürchtet um den Ruf seiner Tochter und ihre Zukunft in der Stadt, in der sie vermutlich ihr Leben lang leben wird.

Sammy sieht, wie es Jonny geht und wie der Druck zunimmt und überlegt etwas dagegen zu tun. Er outet sich den anderen Lehrlingen gegenüber als Jude, erzählt von der Ermordung seiner Eltern und seinem Überleben. Er zieht Parallelen zwischen dem, was gegen Jonny läuft, zu dem, wie die Verfolgung im NS funktioniert hat. Am Ende  erklärt er, dass er in Jonnys Zimmer zieht und Peter und Werner schließen sich ihm an.

Nachdem Brigittes Vater Jonny aufgefordert hat, seine Beziehung zu Brigitte zu beenden, kehrt er nicht ins Heim zurück. Als er zum Frühstück noch nicht da ist, machen sich seine Freunde Sorgen. Der Ausbilder sieht darin die Gelegenheit, Jonny zu kündigen. Sammy steht für Jonny gegenüber dem Ausbilder ein, damit er nicht gekündigt wird. Inzwischen irrt Jonny herum und weiß nicht wohin. Brigitte und seine Freunde befürchten, dass ihm etwas passiert ist, dass er sich umgebracht hat. Auch di*er Leser*in ist im Unklaren, ob Jonny sich evtl. selbst getötet hat. Jonny hatte tatsächlich vorgehabt, Selbstmord zu begehen. Seine Freunde, Brigitte und ihr Vater suchen ihn. Als sie ihn finden und zum Heim bringen, wird er jubelnd begrüßt und es ist deutlich, dass sich nun zeigen wird, was sich geändert hat.

 

 

Es werden rassistische Begriffe wie farbig, M…..ing, halbschwarz, N….., schokoladenfarbig, M..r etc. benutzt. Diese Begriffe benutzen die Menschen, die nicht sympathisch sind bzw. zum Teil klar rassistisch handeln. Aber es wird den Begriffen nicht direkt widersprochen, nur manchmal wird dargestellt, wie die Worte auf Jonny wirken. Ansonsten wird der Begriff schwarz (klein geschrieben) verwendet.

Jonny wird blass, wenn er errötet bzw. er kann nicht rot werden, wie andere. Das entspricht nicht der Realität.

Jonnys Reaktionen auf Rassismus werden zum Teil von anderen Handelnden als Empfindlichkeit interpretiert, auf die es Rücksicht zu nehmen gilt, und mit einem „M……ing“ nähme man gewisse Probleme auf.

Sie könnten nichts dafür, dass ihre weißen Mütter sich Schwarze Väter ausgesucht hätten. Ihre Haut habe nicht die richtige Tönung, deshalb gäbe es Vorurteile. Damit wird die individuelle und gesellschaftliche Verantwortung für Rassismus relativiert.

Dass Jonnys Mutter eine Beziehung mit einem Schwarzen hatte, war nicht aus Liebe, sondern wegen der Verhältnisse nach dem Krieg, so zumindest sieht es ihr Mann. Dies entspricht rassistischen Vorteilen über die Beziehungen von Schwarzen und Weißen und den stereotypen Urteilen über weiße Deutsche, die in dieser Zeit Beziehungen mit (Schwarzen) Soldaten der West-Allierten.

Die 25jährige, die Jonny sexuell bedrängt, ist „dick und nicht hübsch“, was ein Stereotyp wiedergibt.

Auch, dass Jonny gut singen kann, ist die Reproduktion eines rassistischen Klischees.

Dass Jonny dem immensen rassistischen Druck alleine nicht gewachsen ist, ist zwar bei der Massivität aus meiner Sicht realistisch, doch die Rolle von Sammy reproduziert das Bild des weißen Retters.

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Nicht zu empfehlen:

Carolin Philipps: Milchkaffee und Streuselkuchen

 

Deutschland 1991: Der 10jährige Sammy ist in Essen aufgewachsen. Seine Eltern sind Eriterer, die aus Äthiopien geflohen sind. Seine Eltern stammen aus Dörfern, in denen es keinen Strom und kein Wasser gab. Der Familie der Mutter ging es gut, doch durch eine lange Dürre hatten sie angefangen zu hungern. Seine Mutter war nach dem Angriff der äthiopischen Armee, bei dem ihr Dorf zerstört, ihre Mutter und Schwestern getötet und die Männer des Dorfes verschleppt wurden, in ein Flüchtlingslager des Roten Kreuzes im Sudan geflohen. Dort hat sie ihren Mann kennen gelernt, der als Freiheitskämpfer für die Unabhängigkeit Eritreas gekämpft hatte und verwundet wurde. Zusammen sind sie vor 12 Jahren in die BRD geflohen, wo sie sich Sicherheit und Schutz erhofft haben.

Sie sind vor einem halben Jahr in eine andere Stadt gezogen, weil die Eltern dort Arbeit gefunden haben. Sie wohnen in Wohnblocks am Stadtrand, wo anders hat die Familien keine Wohnung gefunden, weil sie Schwarz sind.

Sammys Eltern sind Krankenpfleger*innen, seine Mutter arbeitet in ihren Beruf. Sein Vater hat eine Umschulung zum Straßenbahnfahrer gemacht, weil er als Krankenpfleger keine Arbeit gefunden hat. Sein Mutter erlebt immer wieder, wie Patient*innen zuerst misstrauisch sind, weil sie Schwarz ist, sie aber dann wegen ihrer guten Arbeit akzeptieren.

Sein Vater wird von den meisten weißen Deutschen Paul genannt, weil sie seinen Namen Fitsumberhan nicht aussprechen können. Der Vater der Mitschülerin Sonia spricht ihn mit seinem Namen an, doch es strengt ihn an, als er aufgeregt ist, nennt er ihn Paul. Der Name der Mutter bleibt ungenannt.

 

Der Mitschüler Boris, der rote Haare und Sommersprossen hat, stellte am ersten Schultag in Frage, dass Sammy aus Essen ist, weil er nicht normal aussähe und in Deutschland keine wie er leben würden. Die Lehrerin veranlasst Sammy zu erzählen, wie es kommt, dass er jetzt hier in diese Schule geht. Sammy ist die Fragerei unangenehm.

Als es darum geht, dass Sammy sich ein Platz sucht, wehrt Boris ab, der will „den“ nicht. Als Sonia ihm anbietet, dass er neben ihr sitzen kann, bezeichnet Boris Sammy als Milchkaffee. Dies machen Boris und seine Freunde seit dem oft. Sammy nennt Boris insgeheim Streuselkuchen, doch das bekommt niemand mit.

Im Umkleideraum ruft Boris vor jeder Sportstunde, wenn Sammy sich umzieht, von neuen „Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann“ woraufhin ca. die Hälfte herum rasen und kreischen, wenn sie Sammy berühren. Die anderen stehen da und tun nichts. Trost kommt hinterher, nie während dessen. Sammy schafft nicht sich zu wehren, stattdessen trägt er lange Hosen und lange Ärmel und schämt sich, weil seine Haut braun ist.

Boris war bis Sammy in die Klasse kam, der bester Junge in der Klasse. Dass Sonia genauso gut war, zählte nicht, weil sie ein Mädchen ist. Doch Sammy ist genauso gut und manchmal besser als Boris. Seine Eltern setzen ihn unter Druck, damit er bessere Noten schreibt als der „Ausländer“. Diesen Druck lässt er an Sammy aus.

Sammy spielt besser Klavier als Boris, deshalb soll er ein Stück beim anstehenden Wettbewerb spielen und Boris zwei Stücke, die einfacher sind.

Sammy hat eine Menge guter Freunde, doch nur seine Freundin Sonia steht für ihn ein.

 

Am Abend des 3.Oktobers ist Sammy allein zu Hause. In der Stadt ist ein großes Fest anlässlich des Tags der deutschen Einheit. Sammys Vater hat gesagt, dass er sich nicht sicher ist, ob es für sie auch ein Tag zum Feiern ist. Sammy wartet am Fenster auf Sonia. Dann kommen 15 bis 20 Jugendliche mit Fackeln. Sie werfen Steine in Fenster und Farbbeutel mit roter Farbe gegen Wände. Sammy hat Angst. Im Hof und auf den Balkonen versammeln sich Zuschauer*innen, darunter auch Sammys Nachbar*innen, u.a. Boris und sein Vater. Ein Brandsatz wird in Sammys Zimmer geworfen. Ein Glassplitter verletzt Sammy im Gesicht, sein Teddy brennt. Als Sammy ihn löscht, verbrennt er sich eine Hand. Die brennende Bettdecke wirft er aus dem Fenster und wird dafür beschimpft. Als Sonia kommt, geht sie ans Fenster und fordert die Jugendlichen auf, abzuhauen und kündigt das Kommen der Polizei an. Als diese kommt, sind die Jugendlichen weg, die Zuschauer*innen haben sich verzogen. Reporter machen Fotos und Interviews. Sammy öffnet ihnen nicht.

Boris´ Vater geht absichtlich in den Hof, um in die Zeitung zu kommen. Als sein Bild mit dem Zitat „Steine sind falsch, aber die tun wenigstens etwas“ in der Zeitung erscheint, bekommt er viel Anerkennung. Die Kollegen sprechen davon, dass Menschen nach Deutschland schwappen würden, dass der Stadtteil wirke als sei er in Istanbul, dass die Männer finstere Blicke hätten, die weißen deutschen Frauen Angst hätten und zu viele ausländische Kinder in den Schulen seien, so dass die Kinder nicht richtig deutsch lernen könnten. Boris Vater stimmt dem zu, obwohl er weiß, dass Sammy in Deutsch besser ist als sein Sohn.

In der Zeitung ist auch ein Foto von Sammy hinter der zerstörten Fensterscheibe. Als Boris´ Vater dies sieht, kommt er ins Grübeln.

Auch Sammys Vater erlebt am Abend des 3.Oktober Schlimmes. An der vorletzten Haltestelle steigen sechs Personen ein, die Schlagstöcke haben, sonst ist niemand in der Straßenbahn. Sie rufen: „Fangt den N....“ und „Nur ein toter N..... ist ein guter N.....“, machen Witze. Als sie ihn an der Endhaltestelle bedrohen, läuft Sammys Vater davon, nach kurzer Verfolgung, demolieren sie die Straßenbahn. Von seinen Vorgesetzen bekommt der Vater kein Verständnis, sondern seine Kündigung steht im Raum. Sammys Vater spricht nicht mit seiner Familie darüber, er ist irgendwie verstört.

Sonias Vater schafft, dass er ihm erzählt, was passiert ist. Sonias Vater beschließt, wegen der drohenden Kündigung bei der Dienststelle anzurufen.

Niemand will mit Sammy über den Anschlag sprechen, es wird von einem Unfall gesprochen, seine Mutter verweigert ihm das Gespräch. Sammy geht trotz des Anschlags zum Feuerwerk, dort gerät er bei all der Knallerei in Panik. Sammy hat Albträume. Seine Mutter wirft trotz seines Protestes seinen verbrannten Teddy weg. Als Boris Vater mitbekommt, dass Sammy seinen Teddy aus der Mülltonne holen will, holt er ihn heimlich raus, reinigt ihn, schneidet das verbrannte Fell ab und setzt ihn mit einem Zettel vor Sammys Wohnungstür auf dem steht „Nicht alle werfen mit Steinen“.

Als Sonia ihre Eltern fragt, warum die Jugendlichen das gemacht haben, antworten diese, dass viele Ausländer*innen kommen, ohne dass sie als Arbeitskräfte gebraucht werden, weil sie verfolgt sind oder weil sie Hunger haben, dass es aber langsam zu viele würden.

Nach dem Anschlag betrachtet Sammy die Nase und Haut seines schlafenden Vaters, beides so wie bei ihm. Er fragt sich, wohin er gehört. Er kann sich nicht vorstellen, in einem Dorf in Äthiopien ohne Wasser und Strom zu leben, wo er noch nie war. Er hatte immer gedacht, er gehöre nach Deutschland, nach dem Anschlag ist er sich nicht mehr sicher.

Sammy schmiert sein Gesicht dick mit weißer Creme ein, zieht eine gelbe Badekappe auf, will versuchen, wie es ist, weiß auszusehen, fragt sich, ob er sich mit Boris verstehen würde, wenn er weiß wäre. Als seine Mutter ihn so findet, reibt sie ihm die Creme ab, zieht die Kappe runter und sagt ihm, dass er ihr braun gefällt und dass wichtig ist, was er im Kopf und im Herzen hat.

Sammy geht am Tag nach dem Anschlag nicht in die Schule. Boris erzählt begeistert von dem Anschlag, viele hören angetan zu, Sonia spukt ihm ins Gesicht, woraufhin sie sich prügeln. Die Klassenlehrerin spricht mit den Kindern darüber, dass es falsch ist, zuzusehen, dass das so ist, als würde mitgemacht. Sie äußert Verständnis dafür, als Boris sagt, dass es zu viele Ausländer gäbe, dass sie Arbeit, Wohnungen und Kindergartenplätze wegnehmen, doch sie sagt, dass es nicht geht, dass Steine auf Menschen geworfen werden.

Sammys Mutter schreibt in Sammys Entschuldigung für die Schule, dass Sammy einen Unfall gehabt habe, weil es besser sei, dass nicht darüber gesprochen wird, denn es sei den Leuten peinlich, weil viele meinen, dass sie in die Heimat zurück kehren sollen, weil sie Arbeit und Wohnungen wegnehmen würden.

Die Klassenlehrerin beauftragt Boris, Sammy die Mathe-Aufgaben zu bringen und zu erklären. Boris will das gar nicht, fügt sich aber der Lehrerin. Sammy lehnt sein Kommen ab, Sammys Mutter ist gastfreundlich. Boris bemerkt, dass Sammys Wohnung genau wie seine Wohnung aussieht, dass das was sein Vater und seine Mutter ihm erzählt haben, für diese Wohnung nicht stimmt. Sein Vater, der als Elektriker Flüchtlingsheime und Sozialwohnungen betreut, sagt, dass die Afrikaner*innen vorher in Hütten ohne WC, Kühlschrank und Boiler gewohnt hätten und deshalb nicht wüssten, wie damit umzugehen sei und alles kaputt machen würden, was dann auf Staatskosten repariert werden müsse.

Als Sammy wieder in Schule kommt, spricht die Lehrerin den Grund für seine verbundene Hand nicht an.

Vorm Sport-Unterricht macht Boris beim „Wer hat Angst ...“ nicht mit. Die Klassenlehrerin bekommt zum ersten Mal mit, was passiert. Sammy tritt für Boris ein und sagt, dass er nicht mitgemacht hat, Boris gibt zu, dass er ursprünglich damit angefangen hat.

Zur Orchesterprobe will Sammy nicht, weil er nicht Klavier spielen kann, er will nicht mit einer Rassel mitmachen. Boris soll das Klavierstück spielen, das Sammy hätte spielen sollen.

Als die nächsten beiden Klassenarbeiten zurück gegeben werden, ist Boris nicht zufrieden, obwohl er die besten Arbeiten geschrieben hat. Er kann sich nicht freuen, weil Sammy nicht mitgeschrieben hat. Auch beim Sportfest fehlt ihm die Konkurrenz mit Sammy.

Zu Hause probiert Sammy, seine Hautfarbe mit Wasserfarbe zu verändern, er stellt sich vor, dass er weiße Eltern hat, dass niemand sich nach ihm umdreht, dass niemand fragt, warum er fehlerfrei deutsch spricht.

Boris kommt überraschend vorbei, er fragt ihn, wie es war, als der Anschlag verübt wurde und als er gesehen hat, dass er zusieht. Boris bricht zur Probe auf, kehrt aber zurück und schlägt Sammy vor, dass sie das Klavierstück zu zweit spielen, Sammy mit der linken Hand, er mit der rechten, weil ihm der Wettkampf mit Sammy fehlt. Die Lehrerin stimmt dem zu und nach der gelungen Generalprobe sausen Sammy, Sonia und Boris als Freund*innen freihändig im Zickzack mit ihren Fahrrädern über den Pausenhof. Die Klasse gewinnt den Wettbewerb nicht, aber erhalten einen Sonderpreis für das beste Klavierduo.

 

Bereits der Titel des Buches verwendet die diskriminierende Bezeichnung „Milchkaffee“ für den Schwarzen Jungen Sammy. Die beiden Bezeichnungen werden als gleichgestellt neben einander gesetzt, obwohl sie es von der Qualität her nicht sind und Sammy den Begriff Streuselkuchen für den weißen Jungen Boris nicht offensiv einsetzt. Sie sind zusammen mit dem Titelbild ein Sinnbild für die entstehende Freundschaft der beiden angeblich ungleichen Jungen. Es ist nicht zufällig, dass Boris rote Haare und Sommersprossen hat. Immer wieder taucht in Kinderbüchern diese Kombination auf: Schwarzes Kind & anders ausgegrenztes / „anders gemachtes“ Kind, z.B.: Schwarzes Kind und rothaariges Kind, Schwarzes Kind und dickes Kind, Schwarzes Kind und Kind mit Brille, Schwarzes Kind und chronisch krankes Kind, Schwarzes Kind und behindertes Kind.

 

Das Buch richtet sich an weiße Leser*innen, es wirbt für Zivilcourage für Geanderte.

Er ist kein Buch, das Schwarze Kinder stärkt bzw. Stärke von Schwarzen zeigt. Das Verhalten von Sammy und seinen Eltern ist verständlich, doch in der Darstellung im Buch problematisch, da sie durchgehend passive Opfer sind, denen von Weißen geholfen wird.

Konkret zeigt sich das wie folgt:

Sammys Schwarzer Vater nimmt hin, bei Wohnungssuche diskriminiert zu werden.

Sammy weiß nicht, wie er sich gegen die Angriffe von Boris und seinen weißen Freunden wehren soll. Er vermutet, dass seine weiße Freundin Sonia wüsste, was getan werden könnte.

Während des Anschlags versucht sich Sammy, durch unsichtbar machen zu schützen. Als Sonia dazu kommt, ergreift sie offensiv und erfolgreich Initiative, damit die Angreifer verschwinden.

Sammys Vater spricht nicht mit seiner Schwarzen Familie über den Angriff gegen ihn. Sie sehen seine Stimmung, aber sprechen ihn nicht an. Sonias weißer Vater bringt Sammys Vater dazu zu sprechen, weil er sieht, wie es ihm geht.

Sammys Eltern sprechen nicht mit Sammy über den Anschlag (genau wie die weißen Ärzte, die weiße Lehrerin). Sonia und der weiße Junge Boris sprechen ihm darüber.

Sammys Vater wehrt sich nicht gegen die drohende Kündigung, Sonias Vater will etwas dagegen unternehmen.

Sammys Mutter wirft trotz Sammys Protest Sammys angesengten Teddy weg. Boris weißer Vater säubert den Teddy und gibt ihn Sammy zurück.

Sonias weiße Eltern sorgen für die medizinische Versorgung von Sammys Wunden, seine Eltern sind bei der Arbeit.

Boris fällt die Lösung ein, wie Sammy doch am Orchester-Wettbewerb teilnehmen kann, Sammy zieht sich zurück.

 

Nach dem Anschlag überlegt Sammys Mutter, ob es besser ist, nach Äthiopien zu gehen, Sammy stellt sich die Frage, wohin er gehört. Sie wehren sich nicht, stehen nicht für ihren Platz in Deutschland ein.

Sammy kann nicht dazu stehen, Schwarz zu sein. Er lehnt es ab, Schwarz zu sein, er probiert in grotesker Weise aus, wie er weiß aussehen würde.

Während des Anschlags werden auch andere Menschen angegriffen, sie bleiben ohne Gesicht, Sammys Familie und sie solidarisieren sich nicht mit einander und wehren sich nicht gemeinsam.

Das alles macht sie zu passiven Opfern.

 

 

Als Sammy seinen schlafenden Vater betrachtet, werden rassifizierende Kategorien reproduziert wie die angeblich einheitlich „platte Nase“ von Schwarzen und die angeblich einheitlich „spitze Nase“ von Weißen.

 

Die Lehrerin unterbindet nicht das Infragestellen, dass Sammy aus Essen kommt, sondern fordert ihn auf zu erklären, wie es kommt, dass er als Schwarzer in Deutschland lebt. Schwarz in Deutschland zu sein, ist somit keine Selbstverständlichkeit, sondern erklärungswürdig.

 

Hinzu kommt, dass viele Stammtischparolen gegen PoC / Flüchtlinge reproduziert werden, denen nur zum Teil widersprochen wird. Positiv besetze Figuren wie Sonias Vater und  die Lehrerin äußern z.T. Verständnis für die Parolen. Sammys Mutter widerspricht ihnen nicht. Boris Vater ist scheinbarer Experte für den Umgang von afrikanischen Flüchtlingen mit Toiletten und Kühlschränken, weil er diese immer wieder repariert.

Rassismus wird nicht benannt, genauso wenig wie der politische Hintergrund der Angriffe. Die Täter sind Jugendliche ohne Hintergrund.

Afrika bzw. Äthiopien ist lediglich ein Ort ohne Strom und fließendem Wasser, in dem Krieg und Hunger herrscht und wo es nicht sicher ist.

Der Begriff „Ausländer“ wird ohne Gegenbegriff oder Widerspruch benutzt, als sei er ein legitimer Begriff.

 

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