Nicht zu empfehlen:
Kirsten Boie: Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen
Reproduktion von Stereotypen, Reduktion des afrikanischen Kontinents auf Armut, Krankheit etc.
Nicht zu empfehlen:
Kirsten Boie: Krippenspiel mit Hund
Ich-Erzählerin und Hauptfigur ist das weiße Mädchen Lisa, sie hat zwei Freund*innen (Aytül und Metin), die Türk*innen, zwei die Deutsche, die in Russland geboren wurden(Ludwig und Hansi) sind und einen Freund (Jeremaiah), dessen Eltern in Ghana geboren wurden.
Es werde Stereotype und rassistische Begriffe reproduziert und Blackfacing als ok dargestellt.
Die türkische Freundin muss auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen. Ein weißer Junge (Kevin) hat die Rolle rassistische Ausschlüsse und Begriff von sich zu geben, dem immer Kinder of Color widersprechen, nie weiße Kinder. Kevin bezeichnet Jeremaiah mit dem N-Wort, worauf Metin sagt „das sagt man nicht, es heißt Schwarzafrikaner“, dem widerspricht niemand. Als „Beweis“, dass er Josef im Krippenspiel spielen kann, sagt Jeremaiah: „Da steht, dass Jesus Gottes eingeborener Sohn war und Eingeborene sind ja wohl schwarz“. (…) Und Maria war ja wohl weiß! (...) Da muss ja wohl Josef schwarz gewesen sein! Sonst wäre das Kind doch nicht schwarz eingeboren gewesen!“. Darauf denkt sich Lisa, dass dann das Baby, das Jesus spielt, schwarz geschminkt werden muss. (Legitimierung von Blackfacing...)
Nicht zu empfehlen:
Kirsten Boie: Bestimmt wird alles gut
Ich finde an diesem Buch einiges nicht gut. Die Mutter bleibt sehr passiv, während der Flucht und auch danach. Sie weint, besucht keinen Deutschkurs, hat keinen Beruf. Die Darstellung der Schleusser reiht sich ein in die Medienhetze gegen Schleuser*innen. Es gibt nicht nur gewissenlose Profiteur*innen in diesem Bereich. Ich denke, die wenigsten Flüchtenden lassen ihre Dokumente und Geld in einem Koffer statt sie am Körper zu tragen. Das tun ja bereits Urlauber*innen zum Schutz vor Diebstahl nicht. Krass finde ich den konstruierten Gegensatz zwischen den gewissenlosen Schleusern und dem hilfsbereiten und verständnisvollen Schaffner. Ich finde positiv zu zweigen, dass so eine*r handeln könnte, aber dies zeigt ein Bild von Deutschen, das so nicht stimmt. Das hebt auch das Verhalten der einen Frau im Zug nicht auf. Das Mädchen freundet sich mit einem einheimischen Mädchen an. Das ist schön. Doch leider hat diese Beziehung eine Schieflage. Das Mädchen lernt von dem deutschen Mädchen Deutsch, doch was das deutsche Mädchen von ihr lernt, taucht nicht auf. So bleibt ein schaler Geschmack von W eißer Wohltätigkeit. Ich bin auch genervt, dass der Vater Arzt ist, weil in den Medien viel so getan wird, als wären alle syrischen Geflüchteten hoch qualifiziert und damit besonders "wertvoll" (eben diese Unterscheidung in "nützlich / gut" und "schlecht") „für Deutschland“. Es ist sachlich falsch zu schreiben, dass der Vater nicht als Arzt in Deutschland arbeiten darf. Er müsste Deutsch-Kenntnisse, praktische Erfahrungen in Deutschland nachweisen und eine Prüfung machen, dann hätte er die Approbation für Deutschland. Das machen viele Ärzt*innen deren Approbation in Deutschland nicht anerkannt ist. So wird der Vater in einer schlechteren Situation gezeigt als nötig. Es ist unwahrscheinlich, dass eine Familie aus Syrien 2 Jahre in einer Gemeinschaftsunterkunft lebt. Geflüchtete aus Syrien werden schnell anerkannt und können dann Leistungen vom Job-Center bekommen und in eine Wohnung ziehen. Hinzu kommt, dass ich es seltsam finde, nicht zu schreiben, dass Menschen getötet werden, sondern immer wieder "sie stehen nicht mehr auf" zu schreiben und dass erst über längere Passagen nicht geschrieben wird, dass Bürgerkrieg ist, sondern „Flugzeuge kommen“ (die dann mehrmals in der Darstellung Hubschrauber sind). Tod und Krieg sind Realität und sollten benannt werden. Ich halte es für unrealistisch, dass es während des Krieges in Homs einen Jahrmarkt gegeben hat. Völlig unklar bleibt für mich, ob die Geschichte tatsächlich auf den Erfahrungen einer Familie beruht, wie es zu Beginn behauptet wird.
Nicht zu empfehlen:
Kirsten Boie: Paule ist ein Glücksgriff
Fast jedes Kapitel des Buches behandelt ein anderes Thema im Kontext Adoption oder Schwarz-sein. Ich konzentriere mich hier auf die Aspekte, die im Kontext Schwarz-sein stehen: Es werden rassistische Begriffe wie das N-Wort, Ausländer, N....küsse verwendet als wären es neutrale Begriffe. Es ist scheinbar lustig, dass der Opa fragt, ob Paule in Schokolade gefallen sei, als es ihn zum ersten Mal sieht. Es ist scheinbar ok, dass ein weißes Kind sich das Gesicht dunkel anmalt, um „schwarz“ zu sein, es wird so gar der solidarische Akt eines Freundes dargestellt. Alle Schwarzen sehen angeblich irgendwie gleich aus. Paule hat einen deutschen Pass, aber ob er so wirklich deutsch ist und nicht vielleicht doch „Ausländer“ wird nicht klargestellt.
1. Kapitel: Paules Familien-Konstellation: Bei anderen Kinder ist das so, dass sie im Buch einer Frau wachsen, bei sie leben, die ihre Mutter ist, wenn sie Glück haben, ist da noch ein Vater und vielleicht Geschwister und vielleicht Hund. So beginnt das Buch und stellt sich die Frage, was für Familienbild das sein soll. Paules leibliche Eltern sind vermutliche eine w eiße Deutsche (das wird nicht benannt) und ein Student aus Somalia. Seine Adoptiv-Eltern sind w eiße Deutsche. Paule möchte später seine Mutter kennen lernen, bezüglich seines Vaters ist von solchen Plänen nicht die Rede. Damit wird die Bedeutung der beiden leiblichen Eltern hierarchisiert. Dass der Großvater am ersten Tag, als Paule bei seinen Eltern war, gefragt hat, ob er in Schokolade gefallen sei, wird als lustige Anekdote erzählt, die Paule und seine Eltern immer wieder zum Besten geben und über die Paule lacht und es witzig findet. Dadurch werden derartige rassistische Äußerungen, die im Alltag häufig sind, relativiert. Dass Paules Haut braun ist, ist praktisch, weil er sich nicht in der Sonne vergeblich versuche zu bräunen wie seine Mutter.
2.Kapitel: Das Aussehen von Engeln und Rollenzuweisungen Paules Klasse soll die Weihnachtsgeschichte spielen. Paule möchte der Erzengel Gabriel sein, doch die Lehrerin hat ihn für die Rolle des heiligen Königs Kaspar vorgesehen, weil er Schwarz ist. Andere Kinder sagen, dass es Engel immer w eiß und blond sind. Die Lehrerin widerspricht dem nicht, will dass er Kaspar ist. Paule ist so sauer, dass er aus der Schule weg läuft. Sein Mutter sagt ihm, dass sie denkt, das Engel ganz unterschiedlich aussehen. Dann kommt Pauls Freund Andreas und sagt ihm, das er sich das Gesicht mit Schuhcreme einschmieren will und den Kaspar spielt und Paule Gabriel sein kann. Somit wird der rassistische Akt des Black-facings relativiert und es für notwendig erklärt, dass die Darstellung von Schwarzen durch W eiße nur duch Blackfacing möglich sei.
3.Kapitel: Black face -Paule rettet die Situation Beim Krippenspiel wird Andreas Gesicht mit Makeup gefärbt, er hat heimlich seine kleine Schwester als Jesus in die Krippe gelegt. Als die anfängt zu schreien, rettet Paule die Situation, in dem er Bette auf den Arm nimmt und das in das Stück einbaut als es so geplant.
4.Kapitel Schwarz-sein, N-Wort Paule wird mit Andreas von seiner Mutter ins Einkaufszentrum geschickt, um Dübel zu kaufen. Dort ist ein kleines Mädchen, das „Guck mal, ein N....“ ruft, was Paule versucht zu ignorieren, er kennt das. Sein Vater hat ihm erklärt, dass die Menschen so reagieren, weil sie nicht so oft dunkle Kinder sehen, weil er was besonderes sei wie ein Star. Doch Paule findet das nicht schön. Die „Erklärung des Vater legitimiert das rassistische Verhalten. Das N-Wort wird nicht als rassistischer Begriff problematisiert. Dann merkt er, dass die Ruferei nicht ihm gilt, sondern einem Mann, der „mindestens doppelt so braun“ ist wie er. Seine Eltern haben ihm erzählt, das sein leiblich Vater so aussehen würde. Durch diese Beschreibung wird eine merkwürdige Form von „Vererbungslehre“ gemacht: „braun plus weiß= halb so braun“. Andreas vergleicht Paule und den Mann und meint, er könnte sein Vater sein, weil er „so Haare und so ne Nase“ hat. Paule wird wütend, weil ja auch nicht alle blonden weißen Männer Andreas Vater sein könnten. Andreas fragt trotz Paules Protest den Mann, ob er Paules Vater ist. Daraufhin bringen Andreas und Paul den Mann, der ein ghanaischer Student ist, mit zu Paul nach Hause und er repariert für die Mutter eine Lichtleiste und Paule glaubt nun dass es Milliarden von Menschen gibt, die so sind wie er, da er nun einen lebendigen Schwarzen kennt. Damit wird das Ignorieren Pauls Grenzen durch Andreas zu einem positiven Akt für Paul. Außerdem werden Schwarze durch die Beschreibung exotisiert und negiert, dass ein Schwarzen Kind in Deutschland zumindest wissen kann, dass es in Deutschland und weltweit viele Schwarze gibt.
5.Kapitel Verliebt sein und Eifersucht Paules Kusine Janne kommt für eine Woche zu Besuch. Paule verliebt sich in das blonde, schöne Mädchen, ist ganz eifersüchtig als sie bei einer Geburtstagsparty mit seinem Freund Victor tanzt, ist dann gar nicht mehr verliebt und findet sie hässlich. Bei der Party gibt es N....küsse.
6.Kapitel Ist Mamma die Stiefmutter, ist Paule Ausländer? Paule fragt sich, ob seine Mutter sein Stiefmutter ist und ob sie dann auch gemein wie die in den Märchen sein müsste. Sein Vater erklärt ihm, wesentlich ist, dass seine Mutter ihn lieb hat. (Er sagt ihm nicht, dass Adoptivmutter und Stiefmutter von der Bedeutung nicht das gleiche ist) Paule fragt seinen Opa, ob er Ausländer ist, der Opa sagt ihm, das er doch einen deutschen Kinderausweis hat. Doch Paule hakt nach, das sein Freund Victor gesagt hat, das er Ausländer ist, weil es deutsche N.... nicht gibt. Sein Opa weiß keine Antwort und verweist an Paules Vater, weil der studiert habe. Dadurch wird so getan, als sei Schwarze*r Deutsche* zu sein, etwas unglaublich ungewöhnliches und schwer zu erklärendes. Als Opa fragt, warum Paule das wissen will, sagt dieser, das am Supermarkt „Ausländer raus“ steht, Opa meint daraufhin, dass das übermalt gehört und Oma sagt, dass es nicht wichtig sei, woher jemand kommt, sondern was für ein Mensch er ist. Paule übersprüht daraufhin die Parole und wird von der Polizei nach Hause gebracht. Seine Mutter sagt den Polizisten, sie hätten ihm helfen sollen. Niemand sagt Paule, dass er deutsch ist und dass es viele Schwarze Deutsche und Deutsche of color gibt.
7.Kapitel Unsicherheit, ob eine Adoptivmama einen wieder zurückgibt. Paule hat seine Mutter angelogen und hat daraufhin Sorge, ob sie ihn nicht mehr haben will, weil sie nicht seine leibliche Mutter ist. Daraufhin läuft Paule halbherzig weg und erfährt letztlich, das seine Mutter ihn nie wieder weggeben wird.
8.Kapitel Adoption einen 2. Kindes
9.Kapitel Großer Bruder-sein
10.Kapitel Ankunftstag feiern, Üble Nachrede gegen leibliche Mutter
Nicht zu empfehlen:
Kirsten Boie: Schwarze Lügen
Positiv aus meiner Sicht:
• sehr spannend geschrieben;
• einzelne Charaktere sehr anschaulich ausgeführt;
• aufgreifen von zwei Redewendungen, in denen „schwarz“ in negativem Kontext verwendet wird und thematisiert wie das wirken kann, insbesondere wenn es Schwarzen gegenüber verwendet wird;
• aufzeigen, was die Frage „Woher kommst Du?“ für viele Schwarze / PoC bedeutet;
• Wirkung von rassistischen und anderen Vorteilen wird teilweise gezeigt;
• bei einigen Vorurteilen, die reproduziert werden, gibt es Gegengewichte;
• vermutlich können weiße Leser*innen durch den Roman einige Anlässe haben, über Rassismus und evtl. eigene rassistische Vorurteile nachzudenken;
• aufzeigen, was es für einen Blinden bedeuten kann, wenn Sehende seine Blindheit für sich ausnutzen.
Negativ aus meiner Sicht:
• es gibt keine Stelle, an der Weiße ohne Migrationshintergrund über Rassismus reflektieren;
• die Perspektive von Melodys Mutter wird an keiner Stelle wieder gegeben (obwohl die Perspektiven von 16 anderen Personen in dem Roman Platz haben);
• Melody und ihre Familie (insbesondere ihre Mutter) werden mehrfach als Opfer dargestellt, zu Opfern gemacht, die sich trotz aller Anstrengung letztlich nicht selbst helfen können;
• eine Lösung der schwierigen Situation von Melodys Familie entsteht am Ende durch die Großzügigkeit eines reichen w eißen Mannes, das reproduziert w eiße klassistische Wohltätigkeit;
• durch die Verliebtheit von Melody und Kenneth werden die Auswirkungen von Diskriminierung relativiert;
• es gibt in dem Buch keine Schwarzen Deutschen. Melody, ihre Familie und der Schwarze Pfarrer haben eine ungenannte afrikanische Nationalität;
• das Herkunftsland von Melodys Eltern bleibt abstrakt „Afrika“, von wo Regierungskritiker*innen fliehen müssen. Damit wird letztlich ein verbreitetes Stereotyp reproduziert und der afrikanische Kontinent als „Land“ subsumiert;
• die Autorin reproduziert (ungewollt?) die Denkweise, dass es Menschen gibt, die es verdienen, in Deutschland zu bleiben und Menschen, bei denen es okay ist, dass sie Deutschland verlassen müssen;
• Vorurteil, dass alle Schwarzen gleich aussehen, wird mehrfach reproduziert;
• massives wiederholtes Verwenden von rassistischen, sexistischen und anderen diskriminierenden Begriffen;
• Reproduktion etlicher rassistischen Vorurteile bzw. diskriminierender Äußerungen ohne Gegengewichte;
• Reproduktion von rassifizierender / rassistisch beschränkter Sicht auf Verwandtschaft;
• unklar, warum der Roman „Schwarze Lügen“ heißt;
• Rassismus, Klassismus und Vorurteile gegen Gebildetere und Reiche werden ohne machtkritische Perspektive als „gleich schlecht“ dargestellt; • Reproduktion einer abelistischen Sicht auf Blindheit;
• unwidersprochene Reproduktion von altersdiskriminierenden Äußerungen.
Der Krimi umfasst einen Zeitraum von vier Tagen und ist 416 Seiten lang.
Es gibt 16 verschiedene Handlungsstränge bzw. Perspektiven.
Diese sind die von:
• Melody Kwakye (Schwarz),
• Melodys älterer Bruder Amadeus (Schwarz),
• Melodys Schwester Soprano, genannt Soppy (Schwarz),
• Mann von Melodys Mutter, Herr Schnappgans (weiß),
• Linda von Altenhagen (weiß),
• Lindas Großvater: Kai-Hinrich Sönnichsen (weiß),
• Lindas Vater und Mutter: Oliver und Leonore von Altenhagen (weiß),
• Kenneth ( weiß),
• Kenneths Großtante, die bei Lindas Großvater wohnt und arbeitet: Annegrete Iversen (weiß),
• Lukas, Mit- und Nachhilfeschüler von Amadeus (weiß),
• Justin und Argon, bei denen Lukas Schulden hat und die ihn erpressen,
• Filialleiter der von Lukas überfallenen Bank, • Holger, der Melody sein Handy lieh (weiß),
• Mert Tosun, vor dessen Laden Melody und Lukas zusammen stießen (PoC),
• Polizist Anatolij Schweizer (Aussiedler?),
• Kommissar Becker (weiß).
Diese Perspektiven werden in durch den Schrifttyp gekennzeichnete Unterkapiteln innerhalb der Kapitel wiedergegeben. Sie beinhalten auch Gedanken und Gefühle der jeweiligen Person. Durch die Vielzahl an Handlungssträngen und dem häufigen Perspektiv-Wechsel, gibt es aus meiner Sicht keine eindeutige Hauptfigur in dem Roman, doch Melody Kwakyes Perspektive nimmt schätzungsweise ca. ein Viertel bis ein Drittel des Romans ein.
Aus meiner Sicht ist der Roman sehr spannend geschrieben und die einzelnen Charaktere werden sehr anschaulich ausgeführt und aus meiner Sicht vermutlich für die meisten Leser*innen glaubhaft. Sehr gut hat mir z.B. gefallen, wie Parallelen zwischen dem Verhalten von Herrn Schnappgans, einem alkoholkranken Frührentner und Oliver von Altenhagen, einem erfolgreichen, reichen Politiker gezogen wurden oder wie Melody das Verhalten von Herrn Schnappgans mit dem des Dealers Justin vergleicht.
Mein Eindruck ist, dass die Autorin in die Form eines spannenden Kriminalromans ein Lehrstück über Vorurteile und deren Wirkung schreiben wollte. Sie lässt ihre Charaktere eine Vielzahl von diskriminierenden Begriffen und Vorurteilen in Form von Gedanken und Aussagen reproduzieren, zeigt Auswirkungen von Diskriminierung auf die Diskriminierten und wie Einzelne merken, dass ihre vorurteilsbehafteten Urteile falsch waren. So merkt Melody deutlich, dass ihre Urteile über Kenneth und Linda falsch waren, dies taucht in Nebensätzen auf und Anatolij Schweizer reflektiert recht ausführlich über seine eigenen Vorurteile, die ihn dazu veranlasst haben, Amadeus verhaften zu lassen. Ich finde, dass der Roman inhaltlich sehr dicht ist und habe bei mir selbst gemerkt, dass ich konzentriert lesen musste, um viele Details überhaupt erfassen zu können. Ich vermute, dass (zumindest aufmerksame) w eiße Leser*innen durch den Roman einige Anlässe haben können, über Rassismus und evtl. eigene rassistische Vorurteile nachzudenken. Allerdings gibt es keine Stelle, an der Weiße ohne Migrationshintergrund über Rassismus reflektieren. Es wird eine Vielzahl von rassistischen Begriffen wiederholt reproduziert, ohne dass diesen in irgendeiner Weise widersprochen oder gezeigt wird, was diese Bezeichnungen für die in dieser Weise Diskriminierten bedeuten. Auch die so Beleidigten selbst widersprechen an keiner Stelle diesen Diskriminierungen. Allerdings zeigt Melody ihren Unwillen z.T. non-verbal deutlich und widerspricht den pauschalisierenden falschen Aussagen von Kenneth und Linda und es wird klar, was es für sie bedeutet, immer wieder die gleichen Sprüche und Vorurteile zu hören und dass sie vorsichtig ist, wann sie widerspricht.
Leider wird die Perspektive von Melodys Mutter an keiner Stelle wiedergegeben. Warum, das so ist, kann ich nicht nachvollziehen, da sonst von sehr vielen Personen die Perspektive zumindest phasenweise / punktuell wiedergegeben wird. So bleibt das Bild der Persönlichkeit von der einzigen Schwarzen Erwachsenen, die immer wieder im Roman eine Rolle spielt, davon geprägt, was andere von ihr denken. Dies sind vornehmlich ihre Tochter Melody, der Polizist Anatolij Schweizer und Herr Schnappgans, der Mann mit dem sie verheiratet ist. Melody ist in ihren Gedanken zum Teil belehrend, zum Teil besorgt, bemüht ihre Mutter zu schützen. Anatolij Schweizer versucht, sich in ihre Lage hineinzuversetzen und nimmt sie als verzweifelt wahr. Herr Schnappgans hat nur verächtliche Worte für sie. So bleibt Melodys Mutter völlig in der Rolle eines passiven Opfers, das sich zwar anstrengt, doch letztlich auf Hilfe angewiesen ist und im Kontext ihrer Ehe bzw. ihres Aufenthaltsstatus´ einen hohen Preis dafür bezahlt. Dass am Ende Kai-Hinrichs Sönnichsen die Lösung ihrer Sorgen bezüglich Aufenthalt und Geld mit Melody bespricht, statt Melodys Mutter einzuladen und mit ihr seinen Vorschlag zu besprechen, verstärkt aus meiner Sicht die passive Rolle, die der Mutter zugeschrieben wird. Hinzu kommt, dass Melody zwar sagt, dass die Abschlüsse der Mutter in Deutschland nicht anerkannt werden, diese Abschlüsse aber an keiner Stelle benannt werden. Es wird deutlich, dass der Vater Universitäts-Dozent im Herkunftsland war, doch der Beruf der Mutter ist unklar. Der Vater ist als Regierungskritiker benannt, die Mutter scheint nicht politisch aktiv gewesen zu sein. Das beides ist meiner Meinung nach sexistisch und verstärkt das passive Bild von der Mutter.
Es ist zwar so, dass Menschen eine Sprache, die sie erst als Erwachsene gelernt haben, manchmal in Situationen, in denen sie aufgeregt sind, nicht so gut sprechen können wie unter anderen Umständen. Aber in der Darstellung von Melodys Mutter verstärkt, dass sie vor der Polizei nur gebrochen Deutsch spricht bzw. Amadeus sprechen lässt, das negative bzw. defizitäre Bild. Mit ihren Kindern spricht sie fehlerfreies Deutsch. Dass Melodys Mutter von zwei Personen als „fettes Weib“ bzw. „fette Alte“ bezeichnet wird, lässt bei den Leser*innen das Bild entstehen, dass sie dick ist, auch das trifft auf den Hintergrund eines Stereotyps, dem der „dicken N....mama“.
Melody und ihre Familie werden mehrfach als Opfer dargestellt, Opfer, die sich trotz aller Anstrengung letztlich nicht selbst helfen können:
• zur Flucht als Regimekritiker gezwungen;
• kein politisches Asyl und damit keinen festen Aufenthaltsstatus erhalten;
• Melodys Mutter war gezwungen, nach dem Tod ihres Mann, den alkoholkranken weißen Deutschen Herrn Schnappgans zu heiraten, um den Aufenthaltsstatus ihrer Familie zu sichern;
• Herr Schnappgans misshandelt Melodys Mutter, Melody und ihre Geschwister;
• Melodys Mutter kann sich nicht scheiden lassen, weil ihre Abschlüsse nicht anerkannt werden, sie deshalb nur wenig verdient und daher keinen Aufenthaltsstatus unabhängig von ihrer Ehe mit Herrn Schnappgans erhält;
• eine Lösung entsteht letztlich am Ende durch die Großzügigkeit eines reichen w eißen Mannes.
Ich finde es unrealistisch und letztlich in Bezug auf die Auswirkungen von Diskriminierung relativierend, dass sich Melody und Kenneth binnen eines Tages in einander verlieben. Am Morgen beleidigt Kenneth Melody sexistisch und rassistisch, Melody denkt absolut abwertend über Kenneth, was er bemerkt und abends sind sie bereits verliebt. Melody zeigt zwar im Laufe des Tages durch Worte Kenneth gegenüber und durch Gedanken, dass sie sich bewusst ist, dass sie sich getäuscht hat, doch Kenneth nimmt in keiner Weise seine Beleidigungen zurück, weder Melody direkt gegenüber noch reflektiert er sie in seinen Gedanken. Er hält zwar zunächst alle Schwarzen für dumm und sich selbst Melody überlegen, weil sie Schwarz ist und stellt dann fest, dass Melody schlau ist, doch das ist für mich nicht ausreichend, um stimmig zu sein.
Es gibt in dem Buch keine Schwarzen Deutschen, Melody und ihre Familie haben eine ungenannte afrikanische Nationalität. Welche Nationalität der Schwarze Pfarrer der afrikanische Gemeinde hat, wird auch nicht genannt, es ist nur deutlich, dass er nicht Deutsch als Erstsprache hat. Bei Anatolij Schweizer wird den Leser*innen die Assoziation nahe gelegt, dass er aus Russland stammt, evtl. Aussiedler ist, seine Nationalität bleibt ungenannt, ich weiß nicht, ob davon auszugehen ist, dass alle Leser*innen wissen, dass Polizist*innen Deutsche sein müssen. Melody und ihre Geschwister sind Kinder von politischen Flüchtlingen. Das Herkunftsland der Eltern bleibt abstrakt „Afrika“, von wo Regierungskritiker*innen fliehen müssen. Damit wird letztlich ein verbreitetes Stereotyp reproduziert und der afrikanische Kontinent wird in mehrfacher Hinsicht als „Land“ subsumiert, was der rassistischen Sicht vieler Weißer entspricht.
Aus meiner Sicht reproduziert die Autorin (ungewollt?) die Denkweise, dass es Menschen gibt, die es verdienen, in Deutschland zu bleiben, weil sie ein Gewinn für die Gesellschaft sind und Menschen, bei denen es legitim ist, dass sie Deutschland verlassen müssen.
Mir ist völlig unklar, warum die Autorin an fünf Stellen das Vorurteil, dass alle Schwarzen gleich aussehen, eingebaut hat und dieses Vorurteil sogar an einer Stelle einen positiven Effekt haben lässt. Auf mich wirkt diese wiederholte Reproduktion dieses Vorurteils ebenso wenig konstruktiv wie das wiederholte Verwenden von rassistischen, sexistischen und anderen diskriminierenden Begriffen (Bimbo, arroganter Bimbo, Bimbobaby, Bimbomädchen, Dachpappe, Crossie (von Schokocrossie), N....r, N...rgesocks, N...rschlampe, schwarze Schlampe, Kanake, Mausi, Tussi, Tante, Kuh, Schlampe, fettes Weib, fette Alte, Fotze, Gesindel, Bälger, Honk, Saftbirne, Spast), Knacker, Proll, Blödheini, Dummbeutel, prollig, assig, blöde, minderbemittelt, nicht besonders schlau, arrogant, hochnäsig, angeberische Kuh, Millionärskuh). Mir ist zwar klar, dass es realistisch ist, dass Menschen all diese Begriffe verwenden und dass es auch zu den Charakteren passt, die die Autorin ihren einzelnen Figuren zeichnet, doch ich stelle in Frage, ob das in dieser Massivität notwendig ist.
Gegen folgende rassistischen Vorurteile bzw. diskriminierenden Äußerungen gibt es keine Gegengewichte:
• afrikanischer Nachname ist negativ und nur erstrebenswert, wenn eine*r ansonsten „Schnappgans“ heißt;
• weiße Deutsche heiraten Afrikaner*innen nur, wenn sie selbst sozial unten stehen;
• Verwandtschaftsverhältnisse können durch rassifizierende Überlegungen überprüft werden;
• Gefühlsregungen und physische Verfassung von Schwarzen kann nicht an Veränderung der Hautfärbung im Gesicht abgelesen werden;
• es gibt Religionen, die dürfen als „Heidenmoral“ und „komische Religion“ abgewertet werden; • Voodoo ist keine Religion, sondern merkwürdiger Zauber;
• Afrikaner*innen glauben an merkwürdige Zauberkräfte und auf einer niedrigeren Stufe der Zivilisation undwenn sie das nicht tun, dann sind sie im eurozentristischen Sinne gebildet, sprechen europäische Sprachen, kennen und lieben deutsche klassische Literatur / Musik und nennen ihre Kinder nach diesen Vorbildern in für weiße Deutsche merkwürdig anmutender Weise;
• „Kral“ ist eine Bezeichnung für alle Herkunftsorte aller Afrikaner*innen und ein „Kral“ ist ein abzuwertender Ort;
• wenn Schwarze sich in einer Art bewegen, die eine*r nicht versteht, liegt die Assoziation „Zulutanz“ nahe;
• es ist negativ, als Weiße*r für eine*n Schwarze*n gehalten zu werden;
• (sehr) viele Afrikaner*innen in Deutschland sind illegalisiert und traumatisiert;
• Russ*innen sind sentimental;
• wenn jemand Anatolij Schweizer heißt, passt das nicht zusammen bzw. Schwarze Deutsche, Deutsche of Color gibt es nicht bzw. sie sind nicht wirklich deutsch.
Bei einigen anderen Vorurteilen, die Autorin einzelne Charaktere reproduzieren lässt, gibt es zumindest Gegengewichte. Z.B. mit Nadeln gespickte Stoffpuppe = Voodoo = afrikanischer Täter versus klare Gegenwehr von Melody Kenneth gegenüber und klare Reflexion von Schweizer, dass er einen schwerwiegenden Ermittlungsfehler auf Grund seiner Vorurteile begangen hat. Bezüglich anderer rassistischer Vorurteile gibt es indirekt Gegengewichte: z.B. Schwarz sein = dumm sein = Honk bzw. kleineres Gehirn versus sehr gute schulische Leistungen von Amadeus und Melody, Amadeus gibt Nachhilfe, Melody wird mehrfach von Kenneth gesagt, dass sie schlau ist, Melodys Vater war Universitäts-Dozent und es kommt ein gebildeter afrikanischer Pfarrer vor.
Weitere Vorurteile mit Gegengewichten sind:
• Schwarze sind anders als Weiße – es wird deutlich, dass z.B. Melody nicht anders als Weiße ist;
• Schwarze riechen anders als Weiße – derjenige, der angeblich wie ein Schwarzer gerochen hat, ist weiß;
• Menschen kommen nach Deutschland, um von Sozialhilfe zu leben – wenn Menschen ohne deutschen Pass Sozialhilfe beziehen, dann werden sie abgeschoben;
• Schwarze sind „Wilde“, die keine Manieren haben – Melody hat Taschentuch vergessen und muss deshalb ihre Hände benutzen und Nase hochziehen, was ihr sehr unangenehm ist;
• Menschen kann angesehen werden, wie sie sind – Herr Schnappgans und Herr von Altenhagen wirken von außen sehr unterschiedlich, verhalten sich aber sehr ähnlich.
Ich habe nicht verstanden, warum die Autorin, den Roman „Schwarze Lügen“ genannt hat. Als Melody sich entschließt ihrer Mutter nicht zu sagen, dass sie nicht aufgetreten ist, sieht sie das als Notlüge, „a white lie“ und für sie „a black lie“. Dies soll scheinbar als Erklärung für den Buchtitel sein. Doch der Hintergrund für die Geschichte sind letztlich nicht die Notlügen eines Schwarzen Mädchens, sondern der Banküberfall eines w eißen jungen drogenabhängigen Mannes, der seine Drogenschulden bezahlen muss und den Banküberfall seinem Schwarzen Mitschüler in die Schuhe schieben will. Zwar ist der Verlauf des Romans u.a. durch eine Vielzahl an Zufällen und Lügen geprägt, doch der Sinn des Titels und die erneute Verknüpfung des Begriffs schwarz mit einer negativen Handlung, sehe ich nicht als positiv.
Positiv dagegen finde ich, dass die Autorin zwei Redewendungen aufgreift, in denen schwarz in negativem Kontext verwendet wird: „schwarz fahren“ und „schwarz arbeiten“ und thematisiert wie das wirken kann, insbesondere wenn das Schwarzen gegenüber verwendet wird.
Sie zeigt am Beispiel von Melody, was die Frage „Woher kommst Du?“ für viele Schwarze / PoC bedeutet.
Neben Rassismus sind auch Vorurteile gegen Ärmere, Ungebildetere, Gebildetere und Reiche thematisiert. Doch diese Vorurteile bleiben aus meiner Sicht nebeneinander stehen, als gäbe es hier kein Machtgefälle, sondern als wären quasi alle „gleich schlecht“, dadurch fehlt für mich eine machtkritische Perspektive.
Außerdem werden an etlichen Stellen sexistische Begriffe reproduziert (s.o.), doch dies wird aus meiner Sicht nicht problematisiert und bleibt einfach stehen.
Meiner Meinung nach reproduziert die Autorin eine abelistische Sicht auf Blindheit, in dem sie Blind-Sein als etwas sehr Negatives darstellt. Ein Mann wird so verletzt, dass unklar ist, ob er dauerhaft erblindet, das schwebt wie ein Damokles-Schwert über ihm und auch dem Täter. Ein Mann ist im Alter allmählich erblindet, hat deswegen aufgehört zu arbeiten und erträgt es nicht, dass er nun auf Unterstützung angewiesen ist, weshalb er sich völlig isoliert hat, damit ihn niemand so sieht und ist mit seiner Einsamkeit sehr unglücklich. Ich verleugne damit nicht, dass in unserer Gesellschaft Blind-Sein eine große Einschränkung bedeutet, doch ich finde es abelistisch, damit derart viel Negatives zu verbinden. Mein Eindruck ist, dass sich die Autorin ihres Blickwinkels gar nicht bewusst ist. Was sie jedoch aus meiner Sicht deutlich zeigt, ist, was es für einen Blinden bedeuten kann, wenn Sehende seine Blindheit für sich ausnutzen.
Ich finde auch, dass all den altersdiskriminierenden Äußerungen nichts entgegen gesetzt wird, was dieser Sicht Jüngerer auf Ältere entgegen wirken könnte.
Beispiele hierfür:
• Lukas denkt an die alte Frau, die während seines Banküberfalls einen Herzinfarkt hatte, als „die Alte“ und den alten Mann, der sich ihm in den Weg gestellt hatte als „der Knacker“ bzw. „Opa“, der „sich dann auch noch einmischen musste“ und wie „Django“ auf ihn losgestürmt ist. • Kai-Hinrich Sönnichsen lacht mehrfach „ein meckerndes Altmännerlachen“.
• Kenneth denkt sehr abschätzig über Kai-Hinrich Sönnichsen, sieht aus wie „scheintot“, „niemand braucht so einen“ und „Spaß hat so einer auch nicht mehr“. Kenneth findet peinlich, dass der Großvater mit seiner zittrigen Hand ohne zu merken ein Brot vom Teller wischt und denkt, dass er sich lieber erschießen würde als das ihm so was passiert.
• Kenneth nennt seine Großtante in Gedanken auch „scheintot“ und glaubt, dass Regionalnachrichten nur von über Hundertjährigen gesehen werden.
• Für Linda ist ihr Großvater „mittelalterlich“, weil er auf Umgangsformen wert legt und sie ihren Teller selbst vom Tisch abräumen ließ, als sie früher bei ihm war.
• Melody fragt sich immer wieder, warum Kai-Hinrich Sönnichsen ihr wegen seines Alters Leid tut, so reich wie er ist.
Nicht zu empfehlen:
David Boller: Bakuba und andere afrikanische Geschichten
Aus meiner Sicht sind willkürlich verschiedene Sujets und Themen zusammengewürfelt, die gemeinsame Klammer ist, dass sie in „Afrika“ spielen. Es werden u.a. unzusammenhängend afrikanische Symbole verwendet wie z.B. AdinkraSymbole. Gemeinsam ist den einzelnen Geschichten die aufklärerische, paternalistische Attitüde des Autors, die durch die jeweils anschließenden Kommentare bekräftigt wird.
Die gemeinsame Klammer heißt „Afrika“, das von Weißen imaginierte, mystische, rituelle, von AIDS heimgesuchte „Afrika“, das verzerrt „dargestellt“ wird in Form von folgenden Inhalten:
• zwei mystischen Geschichten (die auf Sagen aus dem Kongo und Mail basieren);
• vom Autor imaginierte brutale Initiationsriten, bei denen ein Mensch ermordet wird, um einen Schrumpfkopf herzustellen, weitere Menschen ermordet werden, stereotype Bilder und Begriffe reproduziert werden (im tiefen Niederkongo, Bakuba(imaginiertes Land, eigentlich ein altes Königreich im heutigen Kongo/Kinshasa), Busch, „Pygmäen“, Kämpfe um Leben und Tod, „halber Mond“ statt halber Monat) In der Geschichte verarbeitet der weiße Autor seine Tätigkeit in einer orthopädischen Klinik und dort vorgenommen Amputationen, es gibt keinerlei realen Bezug zu afrikanischen Initiationsriten, gleichzeitig proklamiert der Autor Authentizität;
• rasend schnelle Verbreitung einer HIV-Infektion durch einen rücksichtslosen Macho, eine Geschichte ohne Hoffnung; • eine von ihrem Leben frustrierte Weiße reist völlig alleine durch die Wüste, um von New York nach Nigeria zu kommen (warum sie eine derartige „Reiseroute“ wählt bleibt unklar), sie wird von einer Kamel-Karawane gerettet, verbringt kurze Zeit in einem kleinen „ursprünglichen“ Ort, gelangt dann zu ihrer Schwester, die mit einem nigerianischen Prinzen verheiratet ist und deshalb von den Eltern verstoßen wurde und nun schwanger von ihrem Mann gefangen gehalten und von der Frau aus New York gerettet wird, die zum Schluss völlig zusammenhangslos noch FGM und Gewalt gegen Frauen erwähnt und mit ihrer Schwester nach New York zurückkehrt;
• zwei weiße Frauen reisen gemeinsam nach Nigeria, verlieren sich, irren herum, sind mit unterschiedlicher Gewalt konfrontiert, treffen sich wieder und reisen ab.
Nicht zu empfehlen:
Thomas Brezina: Sieben Pfoten für Penny - Löwenstarke Freundinnen
Das weiße Mädchen Penny ist die Hauptfigur. Das Buch ist das einzige, in der Serie „Sieben Pfoten für Penny“, in dem Schwarze Menschen vorkommen.
Schwarze werden pauschal als Afrikaner*innen bzw. afrikanisch bezeichnet, später wird deutlich, dass die Erwachsenen in Kenia geboren wurden. (Wo auch sonst als Besitzer*innen eines Safari-Parks...:P) Auch der rassistische Begriff f…ig wird verwendet. Die Bewegungen des Schwarzen Mädchen werden als geschmeidig wie eine Raubkatze beschrieben und löwenstark genannt. Als Penny bei der Schwarzen Familie isst, fällt ihr auf, dass sie „mit großen Bedacht essen, dass jeder Bissen ihnen wichtig zu sein scheint.“
Penny freundet sich mit dem Schwarzen Mädchen Nell an, die zuvor keine Freundin hatte. Nells Eltern besitzen einen Safari-Park. Es gibt Gerüchte, dass im Park vom Besitzer Tiere getötet werden. In ihrem Eifer als Tierfreundin geht Penny dem nach und lernt Nell kennen. Gegen den Safari-Park wird ein Brandanschlag mit MolotowCocktails verübt. Penny erfährt von Nell, dass bereits vorher massive rassistische Drohungen gab, ihre Mutter von Personen, die wie der Klu Klux Klan gekleidet waren, verprügelt wurde und Nell seitdem nicht mehr zur Schule gehen darf, weil ihre Eltern Angst um sie haben. Nells Eltern wollen nicht, dass die Öffentlichkeit von den Angriffen erfährt.
Nell erzählt Penny, wie die Tiere gestorben sind und dass sie und ihre Eltern dafür keine Erklärung haben. Nell erklärt Penny die Natur der Tiere und warum der Safari-Park gegen die Natur ist und sie deshalb besser fände, wenn es keine Safari-Parks und Zoos gäbe. Nell macht Pennys Sichtweise daran fest, dass Penny weiß ist, dass Nell so viel Verständnis für Tiere hat, wird ihrem „afrikanisch sein“ zugeschrieben, „sie hat ein Verständnis für Tiere, wie es in unseren (sprich europäischen) Breiten sehr selten ist“.
Penny findet heraus, wer hinter den Anschlägen und dem Tod der Tiere steckt, es ist eine rechtsextreme Gruppe. Da die Schuldigen dank Penny verhaftet werden, kann Nell wieder in die Schule gehen. Penny und ihre Familie sorgen dafür, dass die Übergriffe gegen Nells Familie an die Öffentlichkeit kommen. Sie findet auch heraus, dass der Safari-Park kurz vor der Pleite steht und kann dies mit ihren Eltern abwenden. Das weiße Mädchen ist die Retterin, Löser*in der Probleme der Schwarzen Familie und wird dabei von ihren weißen Eltern unterstützt.