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Nicht zu empfehlen:

Asfa-Wossen Asserate: Afrika - Die 101 wichtigsten Fragen und Antworten

 

In dem Buch wird aus meiner Sicht Äthiopien und seine Geschichte überhöht, das antike Ägypten und der Maghreb überrepräsentiert, andere historische vorkoloniale Reiche und die Kraft der oralen Traditionen wie z.B. die der Griots bleiben unbenannt, Westafrika wird abgewertet und die rassistischen Begriffe Schwarzafrika, Pygmäen, Buschmänner und Berber*innen verwendet und das N-Wort ausgeschrieben. Im Kapitel Geschichte werden fast nur Fragen gestellt, die im Kontext mit Europa stehen. Die einzige Monarchie, die erwähnt wird, ist die äthiopische. Auch hier wird direkt mit europäischen Monarchien verglichen. Das ist die einzige Frage, die aber nicht unmittelbar im Kontext mit Europa steht. Im Kapitel Personen werden Haile Selassie und Albert Schweitzer völlig unkritisch dargestellt. Haile Selassies Bild ist sozusagen das Titelbild des Kapitels. Insgesamt finde ich die Auswahl unausgewogen und die Chance verpasst andere Personen ins Licht zu rücken. Von acht Fragen behandeln zwei weiße Deutsche (Leni Riefenstahl, Albert Schweizer) und drei Frauen (Lucy und Ardi (von Paläontolog*innen gefundene Skelette von Menschen, die Vorfahrinnen des Homo sapiens waren und von w eißen Europäern ihre Namen erhielten), Riefenstahl). Lucy, Ardi, Riefenstahl und Schweitzer sind die ersten Personen, die vorgestellt werden, es folgen Nasser, Selassie, Mandela, Tutu und Annan. Im Kapitel Kultur wird sich an westlichen Kulturvorstellungen von Vorurteile über Afrika abgearbeitet. Im Kapitel afrikanische Küche wird die westafrikanische Küche pauschal abgewertet (weniger ausgereift, Fufu wird einfacher Getreidebrei genannt etc) und die äthiopische als eigenständig überhöht. Im Kapitel „Familie“ wird „die afrikanische Gesellschaft“ pauschal als zutiefst patriarchal dargestellt und die patriarchale Orientierung wird im Kontext mit dem Islam gestellt, die Rolle des patriarchalen Christentum bleibt unerwähnt, wie auch diverse nicht-patriarchale afrikanische Traditionen. (weitere Kapitel habe ich nicht mehr so gründlich gelesen, weil ich die Nase voll hatte)

Nicht zu empfehlen:

Margarete Bierbaum: Peppi findet gute Freunde
 

Stereotype Illustrationen: Schwarzer Junge ist bis auf eine kurze rote Hose nackt, schwarz mit weißen, sehr vollen Lippen, kugelrunden Augen und großen Creolen, Darstellung der Mutter erfüllt das Stereotyp der dicken N....mami, der Heiler des Dorfes ist eine „Medizinmann“ und „Zauberer“, der Federkopfschmuck und Fellkleidung trägt. Das N-Wort wird als selbstverständliche Bezeichnung für Schwarze verwendet. W eiße werden als W eiße bezeichnet („Man hatte im Urwald schlechte Erfahrungen mit den Menschen gemacht“). Reproduktion eines romantisierten, mystifizierten Afrika-Bildes: naturverbunden, hilfsbereit, unwissend bezüglich der „Zivilisation“, leben nach Lust und Laune, ohne Zeitvorgaben, Glaube an Geister, in dem es keine liebevolle Eltern-Kind-Beziehung gibt und Menschen in N....dörfern leben. W eiße sind friedlich Forscher, die von den Tieren freundlich aufgenommen werden, Schwarze sind bedrohliche Eindringlinge im „Urwald“, die von den Tieren mit Peppis Unterstützung vertrieben werden. Peppi ist die einzige positive Schwarze Figur, die Weißen in der Geschichte sind beide positiv. Beim Abschied von seiner Mutter und seinem Weggang aus seinem Heimatdorf zeigt Peppi keine Regung, als er sich von den zwei Weißen verabschiedet, ist er traurig.
Peppi ist ein Schwarzer Junge, der alleine im heißen bzw. drückend schwülen „Urwald“, der als „Reich der Tiere“ bezeichnet wird, in einer Hütte lebt, mit Tieren sprechen kann, die seine einzigen Freunde sind. Er lebt alleine, weil seine Mutter ihn mit 10 Jahren zum Heiler in die Lehre gegeben hat (wofür sie zwei Hühner erhielt) und von dem Peppi weggelaufen ist. Peppi kennt keine Flugzeuge, als er das erste Mal eines sieht, hält er es für einen silbernen Vogel. In dem Flugzeug sind zwei weiße Männer, die Forscher sind, die „Steppe und Dschungel durchstreifen, Flüsse und Seen entdecken und Tierarten kennen lernen“. Die Weißen behalten selbst nach ihrem Absturz ihre Fliegerhaube und -brille auf. Die W eißen sind Peppis neue Freunde aus dem Buchtitel.

Nicht zu empfehlen:

Liliana Bodoc: Der afrikanische Spiegel


Als die 3jährige Atima Imaoma mit ihrer Mutter Atima von ihrem afrikanischen Heimatdorf entfernt ist, weil ihre Mutter Früchte sammelt, wird sie von weißen Menschenjägern gefangen und verschleppt. Ihrer Mutter gelingt es, ihr den kleinen Spiegel zu geben, den ihr ihr Mann Imaoma zur Hochzeit geschenkt hat. Atima Imaoma wird in einem Schiff nach Südamerika gebracht, dort wird sie von einem weißen  wohlhabenden Ehepaar als Zofe für ihre gleichaltrige Tochter Raquel gekauft. Sie nennen Atima Imaoma Silencio. Atima Imaoma versucht sich die folgenden Jahre vergeblich an den Namen, den ihr ihre Eltern gegeben haben, zu erinnern. Als  Atima Imaoma 12 Jahre alt ist, wird sie an den Besitzer eines Landguts verkauft, weil ihre Besitzer*innen Geldprobleme haben, das bedauern sie, doch es (scheinbar) unausweichlich. In der Nacht bevor sie zu ihrem neuen Besitzer muss, liest Atima Imaoma ihren Namen in ihrem Spiegel, der ihr so auf diese Weise ihren Namen zurückgibt. Raquel verspricht beim Abschied, das sie sie suchen werde. Als Atima Imaoma erwachsen ist, „darf“ sie einen Mann heiraten, einen Sklave des gleichen Besitzers, dessen Name nicht genannt wird. Sie bekommt eine Tochter, die sie Atima Silencio nennt. Als Atima Silencio 14 Jahre alt ist, sterben ihre Eltern an Pest. Atima Silencio entscheidet sich zu fliehen. Der Sohn des Gutsbesitzers schafft es, Atima Silencio zu finden, doch er rutscht aus und stürzt in einen Abgrund. Atima Silencio gibt mit ihrem Spiegel (der Spiegel ihrer Urgroßmutter Atima) Lichtsignale, so dass sie gefunden und der weiße Verfolger gerettet wird. Aus Dankbarkeit überreden die Mutter und die Verlobte, den Gutsbesitzer Atima Silencio freizulassen. Ihr Leben in Freiheit wird als hart beschrieben, als härter als ihr Leben als Sklavin. Sie findet nur sehr schwer Arbeit. So hart ist es, das Atima Silencio sich wünscht, auf das Landgut, auf dem sie Sklavin war, zurückkehren zu können. Atima Silencio spendet ihren Spiegel der Befreiungsarmee. Dort fällt er einem spanischen Soldaten in die Hände, der ihn mit nach Valencia, Spanien nimmt. Sein Sohn verkauft den Spiegel an Dorel. (Die Geschichte von Dorel, die ein Viertel des Buches einnimmt, spare ich in dieser Zusammenfassung aus). Als Raquel 43 Jahre alt ist, kommt sie nach Madrid, Spanien, weil sie nach dem Tod ihres Mannes, dem Erwachsen-werden ihrer Söhne und eigener Krankheit, ihre eigenen Wege gehen will, auch gegen die Empfehlungen ihrer Umgebung. Sie denkt an Atima Imaoma und will glücklich sein, so wie sie es mit Atima Imaoma war. Sie begegnet Dorel und sieht dort den Spiegel von Atima, den ihr Dorel schenkt. Zurück in Chile geht Raquel auf das Landgut, wohin Atima Imaoma vor 31 Jahren verkauft worden war, um sie zu suchen. Dort erfährt sie, das Atima Imaoma tot ist und ihre Tochter Atima Silencio nicht mehr hier lebt. Raquel geht zum Friedhof, um den Spiegel zu Atima Imaomas Grab zu bringen. Dort begegnet sie Atima Silencio, die in ihrer Not auf das Gut zurückgekehrt ist. Raquel bietet Atima Silencio gegen eine „kleine Bezahlung“ an, ihre Zofe zu werden, was Atima Silencio erfreut annimmt.
Es wird kein afrikanisches Land, Stadt, Fluss o.ä. benannt. Das Bild von Afrika ist ein mystisches, naturverbundenes. Die Eltern von Atima Imaoma sind Jäger und Sammlerin, mit Kleidung aus Leder und gefärbten Federn, mit heiligem Feuer, Wissen um Heilkräuter, mit klaren Regeln und Ritualen, sprechenden Trommeln, die von Freude und Leid verkünden. Die sprechenden Trommeln begleiten Atima Imaoma und ihre Tochter auch in Südamerika. Das Land, in das Atima Imaoma verschleppt wird, wird erst nicht benannt, aber es werden Namen von Städten und Provinzen genannt, ab dem Jahr den Unabhängigkeit von Spanien wird es als Chile benannt. In dem Buch ist Spanien ein konkretes Land in Europa mit Provinzen und Städten. Atima Imaoma ist kein realer Name, im Gegensatz zu den Namen der Weißen. Er ist ein stilistisches Kunstprodukt der Autorin, daraus entstanden, das sie den Satz „Amo a mi amita“ (der im Buch mit „Ich liebe meine kleine Herrin“ übersetzt wird) rückwärts schrieb. Atima Imaomas Mann ist namenlos, genau wie die anderen Sklav*innen um sie. Nicht sein Name wird an Atima Imaomas Tochter weitergegeben, sondern der Name, den ihre Besitzer ihr gaben, romantisiert als Brücke zwischen Afrika und Amerika, da der Name nun aus einem „afrikanischen“ und einem „amerikanischen“ Teil bestehe. Die weißen Menschenjäger tun nur ihren Job, der nicht in Frage gestellt wird. Ich halte es für unrealistisch, das Atima unverletzt in Freiheit bleibt, als ihre Tochter verschleppt wird. Die Situation als Eigentum eines gleichaltrigen Mädchens wird als glücklich beschrieben. Die Besitzerin scheint, die Freundin von Atima Imaoma zu sein. Ihr angeblich einziger Schmerz ist der Verlust ihres Namens. Dies ist eine romantisierte Darstellung von Sklaverei, in der versucht wird, in gute Sklavenhalter*innen und schlechte(re) zu unterscheiden. Weiße Sklavenhalterinnen werden als „gutherzig“ dargestellt. Raquels Mutter veranlasst den Kauf von Atima Imaoma und ist betrübt als sie verkauft wird. Raquel z.B. bringt Atima Imaoma lesen und schreiben bei, sieht sie als ihre Freundin und verspricht, sie zu suchen. Es sind Frauen, die erreichen, das Atima Silencio frei wird. Dies entspricht in keiner Weise der Realität des Verhaltens vieler weißer Sklavenhalterinnen. Sklaverei als solche wird nicht wirklich in Frage gestellt. Dass Raquel erst Jahrzehnte später durch ihr Streben nach ihrem eigenen Glück und durch einen Zufall (hier als „Fügung“ dargestellt) veranlasst, sich auf die Suche nach Atima Imaoma begibt, wird romantisiert. Mit Hilfe ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihrer „weißen Wohltätigkeit“ emanzipiert sie sich von den Vorgaben ihrer Familie und ersetzt die eine Sklavin (und vorgebliche Freundin) durch eine schlecht bezahlte Angestellte (und ebenfalls vorgebliche Freundin). Doch Atima Silencio hat (genau wie ihre Mutter) keine Chance, sich aus den Herrschaftsverhältnissen zu lösen. Die Freiheit erlangt sie letztlich nicht durch ihre eigenständige Emanzipation, sondern durch die „weiße Wohltätigkeit“ zweier weißer Versklaverinnen. Die Freiheit ist für Atima Silencio so hart, das sie sich wünscht, wieder dort zu sein, wo sie Sklavin war. Sie wird durch die „weiße Wohltätigkeit“ der ehemaligen Besitzerin ihre Mutter Zofe eben dieser Frau, die nach wie vor Sklav*innen besitzt. Eine andere Option gibt es für eine „freie“ Schwarze in diesem Buch nicht. Es werden Aussagen reproduziert wie „Schwarze haben keine Seele wie Weiße“ ohne das dem  widersprochen wird. Atima Imaoma ist was Besonderes, „ein bisschen weiß“, weil sie so viel Zeit mit ihrer weißen Besitzerin verbringt. Die Hierarchie zwischen Schwarz und weiß wird nicht in Frage gestellt. Das N-Wort und der Begriff „Zigeuner" werden verwendet als seien es neutrale Begriffe.

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